Sonntag, 15. Juli 2012

Jennifer Rostock und das Ende des guten Geschmacks

Nachtrag: Letzten Freitag hat es uns irgendwie zum "Heimspiel" in der Zitadelle verschlagen. Auf dem Programm standen u.a. Thees Uhlmann, Dendemann, Jupiter Jones und Jennifer Rostock - die alle aus dem Norden nicht aber aus Berlin stammen. Na gut über diese Verwunderung sind wie gerade noch hinweg gekommen. Auch, dass die Zitadelle gnadenlos leer war. Bis zu 10.000 Leute passen da rein, am Ende waren es vielleicht 2.000 aber gut. Das Line Up war ja auch nur so mittelprächtig (wenn ich es z.B. mit den neuen Deutschpoeten vergleiche, die immer ausverkauft sind) und eben auch anders als der Name vermuten lässt keine Lokalmatadore. Nebenbei am Samstag wurde Thees Uhlmann als Neuzugang bei den Deutschpoeten bekannt gegeben - auch ganz witzig.

Wie auch immer die Line Up war OK und Thees, Dende und Jupiter Jones waren auch OK. Am besten haben mir noch die Drei Fragenzeichen Einspieler bei JJ gefallen.

Aber dann kamen Jennifer Rostock. Ich hab mal gehört, dass man "wenn man nichts gutes sagen kann, lieber nichts sagen soll". Aber hey ich kann was gutes sagen: Jennifer Weist war heiß. Unglaublich heiß sogar. Sporttop, Bauchfrei Jeansweste drüber. Auf dem Rücken ein umgedrehtes Kreuz und an den beiden Leggings und Nike Air Max. Läuft. Sie kommt raus und fängt auch gleich an sich verführerisch zu räkeln und dann nahm auch schon der Schrecken seinen Lauf. Das Publikum bestand zu einem nicht zu vernachlässigenden Anteil aus dicken Mädchen, die scheinbar ihr eigenens Geschlecht bevorzugen. Dagegen ist ansich nichts zu sagen. Anstrengend wird es erst, wenn die gesamte Show nur darauf angelegt ist.
Ich will es mal so beschreiben: Rosenstolz auf Gitarren mit K.I.Z Sprüchen und Mario Barth Humor. Jupp das kommt hin. Es wurde Berlinert was das Zeug hält (die Jennifer stammt übrigens aus Zinnowitz im äußersten Nordosten von MeckPomm - nur zur Info). Die Kommentare und Gesten wären bei K.I.Z cool gewesen, bei einer Frau aber irgendwie nicht. Und dann noch die ständigen Sprüche über das Schwul-Lesbische Publikum, das nebenbei aus nicht Homosexuellen bestand. Erwartungsgemäß hatten sich auch ein paar Hardcorefans dort hin verirrt. Was ich fast am schlimmsten fand war aber diese schreckliche Sprache. Das ständige gequatsche von feinen Hasen, Schätzelchens usw. hat mich fast zum kotzen gebracht. Den Private Dance den sie einem Typen aus dem Publikum gegeben hat (inklusive der Bestätigung, dass er eine riesige Ausstattung hat) habe ich bis heute nicht verarbeitet.

Das ganze klingt jetzt so als sei ich prüde oder so. Auch habe ich selbstverständlich nichts gegen Homos (das sollte ich gar nicht schreiben müssen) und noch weniger gegen sexuelle Darstellungen auf der Bühne. Nur die Art und Weise war sowas von Kacke. Unfassbar. Ich habe mich so fehl am Platz gefühlt wie selten zuvor bei einem Konzert - besonders, wo ich doch einige Lieder wie "Kopf oder Zahl" und "Es war nicht alles schlecht" sehr mag.

Deswegen kann ich auch nicht anfangen Jennifer Rostock kacke zu finden und beende diesen kleinen Konzertbericht doch mit etwas positiven. Es gab am Merch-Stand nämlich die "I officially hate Jennifer Rostock" T-Shirts. So viel Selbstironie muss man einfach gut heißen. Höchstwahrscheinlich wollen sie bewusst polarsieren aber gelungen war es nicht (die Band Mitglieder wirkten auch ein wenig so als hätten sie mit Jennifer nichts zu tun).

Ob ich mir Jennifer Rostock wieder ansehe? Klar! Nur auf keinen Fall als Headliner. Wenn sie aber mal Vorband oder bei einem Festival dabei sind versuche ich es gerne wieder.

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